Ist das Olympus Zuiko 75 1.8 ein schlechtes Objektiv?
Im Internet liest man nur gutes über das Olympus Zuiko 75 1.8. Mehr noch: es wird in den höchsten Tönen gelobt. Es wird sogar behauptet, dass es den Abbildungskeistungen nach mit das beste Olympus Objektiv überhaupt sei. Und mal ehrlich, ein 150mm Kleinbildäquivalent mit Blende 1.8 muss doch wohl der Hammer sein.
So dachte ich, und erstand über eBay Kleinanzeigen ein gebrauchtes Exemplar. Der Anbieter war nicht weit von mir entfernt und so konnte ich mir das Objektiv vor Ort ansehen und auch testen.
Erst mal sehr zufrieden!
Zu Hause schnallte ich das Objektiv direkt an die OM-D E-M1 und machte damit ein paar Fotos. Natürlich möchte man mit so einem Objektiv bei Offenblende fotografieren. Wozu hat man denn Blende 1.8? Die ersten Schüsse waren sehr gut. Die Schärfe, die Kontraste, überhaupt die Bildqualität super! Das Bokeh der absolute Hammer!
Aber was war das?
Bei Offenblende und Gegenlicht, gerade auf metallischen Oberflächen, mit Reflexionen tauchten merkwürdige Farbsäume im Unschärfebereich auf. Sie waren entweder lila oder grün. Je nachdem, ob sie vor oder hinter der Schärfeebene lagen. In der Schärfeebene selber gab es diese Farbsäume nicht. Zuerst dachte ich an chromatische Abberationen. Aber genau diese, wurde dem Objektiv immer wieder bescheinigt, habe es gar nicht, oder nur in sehr geringem Maße.
Hab ich jetzt tatsächlich eine Gurke erwischt?
Im Internet waren zu dem Thema im Zusammenhang mit genau diesem Objektiv ein paar Informationen zu finden. Nach einiger Recherche fand ich den Artikel „Troubleshooting My Olympus 75mm Lens“ von Brian Byrd. Brian beschreibt in seinem Beitrag ziemlich genau mein Objektiv! Auch bei ihm traten die gleichen Farbsäume auf wie bei meinem. Diesen Effekt bezeichnet er in seinem Beitrag als Purple Fringing. Und tatsächlich ist der Begriff im Netz auch nicht unbekannt. Das FOTO Magazin beschreibt diese Effekt auch in einem seiner Artikel: Wie entstehen Farbsäume?
So wie es aussieht handelt es sich bei dem Problem um Farblängsfehler, die möglicherweise durch Lichtstreuung auf dem Sensor entstehen und vorwiegend bei sehr lichtstarken und kontrastreichen Objektiven auftreten.
Der Vergleich
Zum Vergleich habe ich mir ein neuwertiges 75 1.8 ausgeliehen, um auch dieses auf Farblängsfehler zu untersuchen. Und siehe da, es zeigt die gleichen Effekte in „Purple“ wie mein eigenes auch.

Fazit
Ich habe aus dieser Aktion gelernt, dass ich eine ganz hervorragende Linse auf dem Gebrauchtmarkt erstanden habe. Von einer neuen ist sie nicht zu unterscheiden.
Bei einem so hochwertigen Objektiv, bei dem dermaßen viel Licht auf den Sensor kommt, kann es zu Farblängsfehlern kommen. Dies passiert insbesondere an starken Kontrastübergängen bei offener Blende. Das muss man beim Umgang mit diesem Objektiv berücksichtigen. Kommt man in diese Situation hilft ein Abblenden das Problem zu beheben. Ab Blende 4 treten die Effekte, nach meiner Erfahrung, nicht mehr oder nur noch kaum wahrnehmbar auf.
Den Umgang mit diesem Objektiv muss man einfach lernen! Und wenn man es kann, gibt es am Micro Four Thirds System tatsächlich kaum ein besseres (bezogen auf Schärfe, Kontrast und Bokeh).
PS: Nachdem ich nun für „Purple Fringing“ sensibilisiert bin, habe ich durchaus auch bei anderen Objektiven, auch aus meine Canon Objektivpark, diesen Effekt entdecken können.
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