Warum fotografierst du eigentlich noch analog auf Film? Digital geht doch viel einfacher und schneller

Die ersten Fotos in meinem Leben habe ich mit einer Agfa Isolette gemacht. Ja tatsächlich, meine ersten Fotos waren Mittelformatbilder.

Diese Kamera besitze ich auch heute noch.
Mein Opa meinte damals, nimm die mal mit in den Urlaub und mach ein paar schöne Fotos. Da war ich 13 Jahre alt und das ist nun schon fast 40 Jahre her.

Ich weiss noch, dass ich so eine Tabelle hatte, mit der ich die Belichtung ermitteln konnte. Die Kamera selber hatte ja keinen Belichtungsmesser und auch die Entfernung musste – mangels Entfernungsmesser – immer geschätzt werden. Das hat auch immer ganz gut geklappt. Man brauchte halt ein wenig Zeit, bis man für das Foto alles so eingestellt hatte wie es musste.

Und genau das ist es, was die analoge Fotografie ausmacht. Man komponiert das Foto länger und intensiver. Man geht viel bedachter an das Foto heran. Man macht sich mehr Gedanken zur Belichtung bzw. Lichtsetzung.

Alles das entschleunigt die Fotografie ungemein. Man kommt ein wenig weg vom schnellen Schießen der Digitalfotografie, wo man von einem Event mal grad 1.000 Fotos schießt. Da kommt es ja auch nicht drauf an. Es sind ja nur Dateien!

Bei der Analaogfotografie ist das anders. Hier sind es eben nicht nur Dateien. Hier ist es Film! Etwas, was ich mit meiner Hand anfassen kann und mit meinen Augen sehen kann. Etwas, was auch – wenn auch nur relativ wenig – Geld kostet. Aber das wirkt bei der analogen Fotografie ganz entscheidend mit.

Ich habe immer das Gefühl, dass die Analogfotografie mehr „handwerklich“ ist. Gerade im Mittelformat gibt es oft keinen Belichtungsmesser in den Kameras. Man ist also darauf angewiesen die Belichtungszeiten auf andere Art und Weise zu ermitteln. Eine Möglichkeit ist ein externer Belichtungsmesser, eine App im iPhone oder einfach schätzen (sunny16).

Ich möchte hier aber keinen falschen Eindruck entstehen lassen, ich bin kein Feind der Digitalfotografie…nein nein, ganz im Gegenteil, ich fotografiere sehr gerne digital.

Das Analoge hat einfach seinen ganz eigenen und besonderen Reiz. Es macht sehr viel Spaß analog unterwegs zu sein. Die alte Kameratechnik, der Film, die Ruhe….

Diese Sparte der Fotografie kann einen Fotografen einen ganzen Schritt weiter nach vorne bringen. Man betrachtet die Fotografie von einer ganz anderen Seite. Ob es eine Schokoladenseite ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass es eine große Erfahrung ist.

1 Kommentar
  1. Jakob Thoböll
    Jakob Thoböll sagte:

    Kann ich voll zustimmen. ICh mache viele Digitael Aufnahmen, aber besonders bewusst arbeitet man analog.
    Und gerade das Handwerk, die Theorie versteht man m.E. am besten, wenn man ales selbst macht.
    Im Labor habe ich z.B. den Umgang mit Blende und Zeit und den Bildaufbau erst richtig verinnerlicht. Vieles davon ist mir auch im digitalen sehr nützlich.
    Zum zweiten: In manchen Punkten ist analog sogar flexibler: Versucht mal eine digitale Kamera Infrarotfähig zu machen. Der Umbau kostet ein paar hundert Euro. Analog kostet es mich ca. 4·€ für den Film. Bis sich da der Umbau amortisiert ist die benutzte Digitalkamera schon längst um Generationen von Baureihen überholt…

    LG
    Jakob

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