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WSPRlite die WSPR Bake

seit Jahren experimentiere ich immer wieder in der Betriebsart WSPR. Vieles dazu habe ich hier auf diesem Blog gepostet. In letzter Zeit kommen immer mehr interessante Geräte auf den Markt, die man auch ohne Transceiver benutzen kann.

Der Vorteil dabei ist, dass der normale Transceiver im Shack für andere Funkaktivitäten zur Verfügung steht und nicht für WSPR belegt ist. Ein Computer wird auch nicht benötigt, außerdem – und das finde ich viel spannender – kann man so ein autark arbeitendes Gerät mal über einen längeren Zeitraum laufen lassen, ohne das dafür der ganze Gerätepark eingeschaltet sein muss. Dadurch ergeben sich gute Möglichkeiten für Vergleiche. Vergleichen kann man z.B. die Ausbreitungsbedingungen in unserer Ionosphäre, die ja von Tag zu Tag, von Woche zu Woche und in den bekannten 11 Jährigen Sonnenfleckenzyklen schwanken.

Angefixt war ich schon seit Wochen von dem Teil, aber es war gar nicht so einfach es zu bekommen, da immer gleich ausverkauft.

Vor ein paar Wochen habe ich es aber geschafft und habe mir ein WSPRlite von Sotabeams in England gekauft. Derzeit ist das Gerät auch in Stock und sofort bei Sotabeams lieferbar. Für derzeit knapp 70 Euro bekommt man dort ein komplett autark arbeitendes kleines Kästchen WSPR. Mehr braucht man nicht. Ach ja….eine Antenne braucht man natürlich noch.

Das Gerät ist grad mal 5,5 x 5 x 1,7 cm klein und macht max. 200 mW Ausgangsleistung. Und wer WSPR kennt, der weiß, dass das absolut ausreichend ist. Ein Empfänger ist übrigens nicht integriert.

Der Sender arbeitet auf den Bändern von 160 bis 20 Meter. Für das 30 und das 20 Meter Band sind bereits Ausgangstiefpassfilter installiert. Möchte man auf den anderen Bändern Betrieb machen, muss man Tiefpassfilter nach schalten. Dafür bietet Sotabeams ein Kit an.
Vielleicht hat der Ein oder Andere auch noch Tiefpassfilter vom Ultimate rumliegen. Die könnte man natürlich auch verwenden, oder man bastelt sich einfach selber die Filter zusammen. Hilfreich ist hierfür immer wieder das PDF File von G3RJV.

So gerüstet, kann der Sender mit den Aussendungen der WSPR Signale beginnen.

Der DXPlorer

Was bringt das aber nun alles, wenn ich Daten nur aussenden, aber nicht empfangen kann?

Wer WSPR Datenpakete aussendet, kann sich anschließend im Internet auf WSPRNET.ORG ansehen, wo sein Signal überall auf der Welt gehört wurde.

Dies macht sich der DXPlorer von Sotabeams zu nutze und wertet die Daten für dein Rufzeichen aus.

Wer einen WSPRLite kauft, bekommt kostenlos einen – zeitlich allerdings begrenzten – Zugriff auf diesen Service.

Hier kann man sich grafisch

 

 

 

sowie tabellarisch

einen Überblick über die Reichweiten seiner Aussendungen verschaffen. Und so auch ganz einfach, durch umschalten von verschiedenen Antennen, diese miteinander vergleichen.

Sogar Vergleiche mit den Aussendungen anderer Funkamateure sind möglich.

Dem Experimentieren sind keine Grenzen gesetzt.

Alles in allem ein sehr interessantes System für den experimentierenden Funkamateur und auf jeden Fall eine Kaufempfehlung wert.

WSPR – der Film

Ein Gastbeitrag von Michael Renner, DD0UL. Funkamateur, Informatiker, Projektleiter und Journalist.

WSPR ist eine phantasitsche Betriebsart wenn es darum geht Ausbeitungsbedingungen zu erforschen und
etwas über die Abstrahung der eigenen Station zu erfahren. Doch der Blick auf die Weltkarte gibt nur den Augenblick wieder, dabei wäre das Wissen über den zeitlichen Verlauf oft auch interessant. Zum Glück ist es nicht schwer einen Film der Karte zu erstellen.

 

Um aus dem Blick auf die WSPR-Karte mit den Stationen in Reichweite einen Film zu machen der 24 Stunden darstellt braucht es nicht viel. Zuerst ist der Browser zu nennen der alles darstellen soll, sagen wir „Firefox“. Dann braucht es eine Software die den Browser steuert, damit der regelässig das Bild aktualisiert und den richtigen Bildausschnitt wählt. Für Firefox bietet sich hier das Plugin Selenium an, das einen „Test Case Recorder“ mitbringt, sodass das Ablaufprogramm (fast) nur geklickt, aber nicht programmiert werden muss.
Für die einzelnen Screenshots kann unter Linux scrot sorgen.


Um die einzelnen Bilder mit Text zu versehen und einen Bildausschnitt zu wählen kommt imagemagick zum Einsatz. Die Aufgabe aus vielen Einzelbilder schliesslich ein mp4 zu erstellen übernimmt ffmpeg bzw. libav.

Es lohnt sich einige Gedanken über das Timing der Screenshots zu machen. Die WSPR-Webseite kann die Daten der letzten zehn oder 30 Minuten darstellen, über eine oder drei, sechs, zwölf oder 24 Stunden. Die WSPR-Software kann so eingestellt werden, dass entweder permanent oder seltener gesendet wird. Die Screenshots schliesslich können in beliebigen Abständen erstellt werden, häufiger als tatsächlich gesendet wird müssen sie aber nicht angefertigt werden. Statt nun eine komplizierte Formel zu erstellen die diese drei Parameter ein Einklang bringt peilen wir über den Daumen was bei einem gegebenen Sendezyklus alle 10 Minuten einen schönen Verlauf im Film ergäbe:
Der Browser sollte alle 10 Minuten das Bild neu laden und die Stationen über die letzen 30 Minuten darstellen. Damit kommt in den Verlauf etwas Ruhe statt einzelne Stationen allzu hektisch aufblitzen und vielleicht im nächsten Bild wieder verschwinden zu lassen.

Eine weitere Überlegung betrifft den Desktop von dem „gefilmt“ werden soll. Der fällt während dieser Zeit für andere Aufgaben weg, auch sollte er eine gewisse Mindestgrösse haben, damit der Film mit dem Bildausschnitt der Karte nicht die Grösse einer Briefmarke bekommt. Linuxnutzer können mit rdesktop auf dem eigenen Rechner eine neue Session öffnen und dabei eine beliebige Grösse des Desktops wählen, beispielsweise mit
  
$ rdesktop -g 2366×1500 localhost

die Grösse wählen, die die Erstellung eines 1080p Films erlaubt. Für die ersten Experimente lassen wir diese
Komplexität weg und arbeiten auf dem Desktop an dem wir auch sitzen. Zuerst wird also der Firefox und die
Seite http://dev.wsprnet.org/drupal/wsprnet/map geöffnet und anschliessend das zuvor installierte Selenium gestartet.

Es lohnt sich vorher die Koordinaten des eigenen Standorts raus zu suchen. Für meinen QTH, ein kleiner
Ort nicht weit von Lyon, wäre das 46° Latitude (Breite) und 4° Longitude (Länge), für München beispielsweise sind es 49° und 11° (hier hilft Wikipedia). Mit diesen Werten können wir dafür sorgen, dass der eigene Standort auf der Karte mittig dargestellt wird. Nun ist es Zeit den Selenium Action Recorder zu starten (Action | Record)
und die passenden Werte in die WSPR-Felder einzugeben. Das eigene Call, die Koordinaten, das Band, je nach Lust und Laune die Anzeige der Tag-Nacht-Grenze einschalten oder auch nicht und natürlich die Periode auszuwählen, in der angezeigt werden soll. Nach einem Mausklick auf „Update“ lädt die Seite neu, zeigt aber noch den ganzen Erdball an. Das kann man so lassen oder, je nach persönlicher Preferenz und erwarteter Reichweite des eigenen Signals, einmal, zweimal oder dreimal auf das „+“ Symbol der Googlekarte klicken. Wurde das durchgespielt ist es an der Zeit die Aufnahme in Selenium zu stoppen (Action | Record). Damit haben wir einen Ablaufplan, der sich nun wiederholen lässt. Allerdings gibt es noch eine kleine Ungeschicklichkeit im Code, der tatsächlich von Hand verbessert werden muss. Die WSPR-Seite ist nicht immer schnell. Lädt nun der Automatismus die Seite neu und versucht anschliessend den Mausklick auf das „+“ zu simulieren während die Seite noch gar nicht zu Ende geladen wurde scheitert die weitere Verarbeitung. Deswegen sollte eine kleine Pause zwischen „laden“ und klicken“ eingefügt werden:
 
<tr>
<td>pause</td>
<td>5000</td>
<td></td>
</tr>

Dieser Ablaufplan wird nun gespeichert (File | Save Test Case) damit er später wieder verwendet werden kann. Ein Ablaufplan der genau dies alles macht kann hier runtergeladen werden, das spart die tiefere Einarbeitung in den Seleniumrekorder.
Nun ist es an der Zeit sich über die Screenshots Gedanken zu machen. Im einfachsten Fall reicht ein
 
$ while true ; do scot ; sleep 300 ; done

das nach 24 Stunden abgebrochen wird und mit ffmpeg zum mp4 weiter verarbeitet wird. Mehr Komfort bietet das Script wsprfilm.sh, das sich um die Screenshots, den Bildausschnitt und die Erstellung des mp4 kümmert. Es kann als Basis für eigene Erweiterungen dienen.

Mit den Vorgaben werden 288 Screenshots im Abstand von 300s erstellt (288/300s=24 Stunden), der vollständige Bildschirm ist 1920×1080 Pixel gross, der Bildausschnitt wird mit 1650×650 Pixel gewählt, zusätzlich wird in jedem Bild das aktuelle Datum und das Band vermerkt. Zum Schluss wird das mp4 erstellt und mit Datum und Band abgespeichert. Je nach Bildschirmgrösse und gewünschtem Ausschnitt auf der Weltkarte müssen die Parameter angepasst werden was knifflig sein kann. Die Abbildung hier im Artikel zeigt wo die Werte im Beispielscript zu zu liegen kommen.

Nach so viel Vorbereitung wirkt die Praxis fast trivial: Tranceiver und WSPR-Anwendung starten, das Script starten (es wartet 30 Sesunden bevor der erste Screenshot gemacht wird), in Selenium unter „Options | Schedule tests to run periodically“ die Ausführung alle 5 Minuten wählen und „OK“ klicken. Jetzt noch das Browserfenster in den Vordergrund holen und für die nächsten 24 Stunden die Füsse still halten.

Der fertige Film kann betrachtet oder wie diese Aufnahme auf Youtube hochgeladen werden.

Im Beispielfilm wird zwischen 05:30 Uhr und genau 09:00 Uhr keine Karte angezeigt. Das ist kein Fehler im Script sondern ein Problem zwischen der WSPR-Seite und Google. Denn die Google Map API erlaubt nur 25.000 Aufrufe pro Tag. Die scheinen derzeit um etwa 05:30 Uhr deutsche Zeit erreicht zu sein. Um 9 Uhr MEZ (oder genauer gesagt Mitternacht an Googles Firmensitz in Kalifornien) wird der Zähler zurück auf 0 gesetzt, die Karte funktioniert danach wieder.

 

 

Und wieder in WSPR unterwegs

Die Betriebsart WSPR ist immer wieder faszinierend. Mehrfach habe ich hier auf dem Blog schon darüber berichtet, wie genial eigentlich diese Betriebsart ist. Leider verliere ich sie dann genau so oft wieder aus den Augen.

Eigentlich ist es ja auch immer wieder dasselbe.

Aber trotzdem!

Von Zeit zu Zeit macht es einfach Riesenspaß wieder in WSPR QRV zu sein. Sei es um eine neue Antenne zu testen, um einfach die Ausbreitungsbedingungen zu checken oder um einfach Spaß daran zu haben mit sehr wenig Leistung quer durch die ganze Welt zu funken.

Gestern war es dann mal wieder so weit. Ein Tweet auf Twitter hat mich auf die Idee gebracht und so war der Sonntagabend gesichert. Ich hatte wieder einiges damit zu tun die Software und auch den Yaesu FT-817 richtig ein zu stellen.

Das ist immer das gleiche Dilemma. Macht man etwas nicht ständig oder eher selten, vergisst man auch gleich wieder wie das ganze zu bewerkstelligen ist.

Gut, dass ich meinen Blog habe, wo ich sowas immer flux wieder nachlesen kann.

FT-817 mit Signalink WSPR

Nachdem alles wieder passend verkabelt und eingestellt war, konnte es auch gleich losgehen. Lausige 2 Watt schob ich in die Vertikalantenne mit dem FT-817. Die Ergebnisse sprachen für sich.

Weltkarte WSPR

Gleich mal im ersten Durchgang nach Australien im 40 Meter Band. Alle Achtung! Und das bei den Bedingungen. Es geht also doch!

Hier noch eine kleine Tabelle mit den Ergebnissen zwischen 17:40 Uhr und 17:48 Uhr.

Tabelle WSPR

Den Rest habe ich nicht abgespeichert, kann man aber im WSPRnet nachlesen.

Heute war ich auf 30 Meter in WSPR QRV. Wieder mit 2 Watt und einem ähnlich guten Ergebnis. Mit 2 Watt nach Neuseeland kann sich doch wohl sehen lassen, oder?

WSPR auf 30 meter nach Neuseeland

WSPR auf 30 Meter Tabelle

Wie sind denn Eure Erfahrungen mit WSPR? Habt Ihr das schon mal getestet? Mit welchen Sendeleistungen und was für Antennen habt Ihr verwendet?

 

WSPR Band Hopping mit WSJT-X auf dem Mac

Heute habe ich das sogenannte „Band Hopping“ in WSJT-X getestet.

Erstmals vorhanden ist es in der Version 1.6, welche im Moment als Release Candidate zur Verfügung steht.

Download Link

Das „Band Hopping“ aktiviert man in der Software durch einen kleinen Haken in der Hauptmaske.

Aktiviert man den Button Schedule… erscheint eine Tabelle, in der man die Bänder auswählen kann, die in dem „Band Hopping“ involviert sein sollen.

Schedule

Ich habe hier mal beispielhaft die Bänder für die Tagesaktivität angeklickt. Da ich mit der Vertikal Antenne sende, kann ich in diesem Fall 80 und 160 Meter nicht nutzen. Hierfür könnte ich mir jetzt z.B. die Nachtauswahl mit einer entsprechenden Antenne aktivieren.

Jetzt noch „Enable TX“ aktivieren und los geht die Rundreise über die Bänder.

Enable-TX

Das kann man dann so vor sich „hinschnuffeln“ lassen und dabei sehr schön die Ausbreitungsbedingungen auf den Bändern beobachten.

Der erste Sendedurchgang im 30 Meter Band mit 5 Watt brachte heute vormittag schon folgendes faszinierende Ergebnis:

Die-ganze-Welt